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Lernende kreieren Traum-Porsche

Vom Offroader zum Caribbean Dream

6. November 2023, agvs-upsa.ch – Sie haben geschraubt, gehämmert und geschweisst für ihren Traum vom Porsche Cayenne. Am Schluss kamen sie sogar nochmals besonders ins Schwitzen, denn um ein Haar hätte es der von den Lernenden des Porsche Zentrums Zug geschaffene Offroader nicht bis zum grossen Finale geschafft. Jürg A. Stettler

Foto: Porsche

Es war die grösste Porsche-Ausstellung der Schweiz: Das 75. Jubiläum der Sportwagenmarke feierte Porsche im Sommer mit über 8000 Fans und rund 1500 Porsche-Modellen auf dem Flugplatz Mollis GL. Als besonderer Blickfang mit dabei war ein ganz spezieller Porsche Cayenne E1, den Lernende des Porsche Zentrums Zug entworfen hatten. «Als wir vom internen Porsche-Wettbewerb zu 20 Jahren Cayenne mit dem Auftrag, eine ‹Legend Alive› zu erschaffen, die Kunden emotional packt, erfuhren», sagt Thomas Güntert, Leiter Aftersales Porsche Zentrum Zug, «war schnell klar, dass wir mitmachen. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir uns ausser mit Design und Kreativität abheben könnten und haben daher unsere Lernenden involviert.»

Strand-Feeling statt Offroad-Ambitionen
Gestartet wurde zudem mit der Idee, den ersten SUV der Sportwagenmarke nicht etwa zum Hardcore-Offroader umzugestalten, sondern einen Gegenpol zu erschaffen. Hinzu kamen ein fixes Budget, ein schwarzer Porsche Cayenne Turbo der ersten Generation und vor allem ein recht straffes Timing. «Wir hatten extrem viele Ideen», verrät der Lernende Timon Lustenberger. «Zuerst dachten wir an einen Après-Ski-Porsche. Dann wurde uns bewusst, dass die Präsentation ja mitten im Hochsommer war. Da sind wir umgeschwenkt und haben statt auf Skihütten-Sound und heisse Getränke auf eine grosse Kühlbox, Strandliegen, Hippie-Bus-Flair mit Surfbrett und knallige Farben gesetzt.»

Weil das Ganze auch nachhaltig werden sollte, haben die fünf Lernenden auch noch ein Solarpanel auf dem Dach angebracht, das Strom für die Kühl- und die fette Musikbox liefert. Diese sind auf einem Auszugssystem im Heck untergebracht, also leicht zugänglich. Technisch eine Knacknuss beim Umbau war die Markise und deren Halterung. Automobildiagnostiker Damian Scheer, der mit den Lernenden Vincent Brand, Jan Amrein, Espen Eggspühler, Timon Lustenberger und Valentin Schuler den sogenannten Caribbean Cayenne realisierte, erläutert: «Wir haben schon im Vorfeld mit dem Strassenverkehrsamt Rücksprache gehalten, damit wir wussten, worauf wir achten mussten. Eine der Wettbewerbsvorgaben war ja, dass der Cayenne-Umbau die MFK schafft.»


Jan Amrein und Espen Eggspühler (r.) demonstrieren das Auszugssystem im Heck für die fette Musikbox und mehr – genau wie die türkisfarbenen Speichenfelgen ein spezielles Feature des Caribbean Cayenne. Fotos: AGVS-Medien



Technische Herausforderungen gemeistert
Die technischen Herausforderungen meisterten die fünf Lernenden mit ihrem Teamleader locker. Weit schwieriger war es, bei all den Ideen das Budget einzuhalten. «In einem ersten Schritt ging es daher darum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir wollten lieber weniger, dies dafür aber richtig machen», so Jan Amrein. Eine Entscheidung, die sich auszahlte. Doch bevor der Umbau starten konnte, musste der Zylinderdichtungsschaden des Cayenne Turbo behoben und der Motor dazu komplett zerlegt werden. Valentin Schuler ergänzt: «Es war cool, zusammen mit Damian am Motor zu arbeiten. Das ist etwas, was man normalerweise zum jetzigen Zeitpunkt der Lehre noch nicht macht.»

porsche_inhalt12.jpgJan Amrein,Valentin Schuler, Timon Lustenberger, Vincent Brand, Automobildiagnostiker Damian Scheer und Espen Eggspühler mit dem im Showroom stehenden Caribbean Dream (v.l.n.r.). Foto: AGVS-Medien

Espen Eggspühler, der bald studieren und sich zum Autoingenieur weiterbilden will, erläutert: «Wir haben viel Wert auf Details gelegt – alles sollte stimmig sein. Die Finnen des Surfbretts nehmen beispielsweise das Türkis der Felgen auf. Auch auf dem Surfbrett haben wir noch unser Logo angebracht. Kühlbox und Liegestühle mit dem passenden Palmen-Logo mussten genauso sein wie das neue Navigationssystem.» Ein neues Navigationssystem – hätte der Cayenne mit dem alten die Strandparty nicht gefunden? «Doch», meint Schuler, «aber der Einbau war auch eine Wettbewerbsvorgabe.» Nicht fehlen darf natürlich der passende Schriftzug im Porsche-Stil. Den hat Damian Scheer mit dem 3D-Drucker geliefert. «Einen 3D-Drucker braucht man einfach», meint er nur schmunzelnd. Am Schluss hätte es der Traum-Porsche trotzdem fast nicht zum grossen Jubiläum geschafft. «Ja, einen Tag vor der MFK ist ein Wasserschlauch geplatzt, das hat dann noch nach einer Sonderschicht verlangt», ergänzt Scheer.


Vincent Brand, Timon Lustenberger, Espen Eggspühler, Jan Amrein und Valentin Schuler begutachten den Motor des Cayenne Turbo (v.l.n.r.). Foto: Porsche

Projekt nicht in Werkstatt verstecken
Bei einem internen Pitstop konnten die Lernenden das gelungene Projekt und die Details bereits dem gesamten Porsche Zentrum vorstellen. Der auffällige Caribbean Cayenne ist zudem ein häufiger Gast auf diversen Social Media-Plattformen. «Wir haben sogar einen Teaser-Film dazu realisiert in Baywatch-Style, wobei die Zeit nicht mehr reichte, damit die Jungs in Badehosen am Strand auf den Cayenne-Umbau zurannten», sagt Raffael Wild, Leiter Marketing des Porsche Zentrums Zug. «Es war für uns von Anfang an klar, dass wir das Projekt nicht einfach in der Werkstatt umsetzen und dann verstecken.» Es sei ein streitbares Objekt geworden, ergänzt Wild, «aber es erfüllt voll seinen Zweck und zieht mit seinen knalligen Farben sofort die Blicke auf sich.» Aktuell dient der Caribbean Cayenne als Blickfang im Showroom, aber nach Einsätzen zu Marketingzwecken hat auch schon ein Kunde, der von dem Lehrlingsprojekt erfahren hatte, explizit nach dem Caribbean Cayenne als Ersatzwagen gefragt.

porsche_inhalt11.jpgValentin Schuler am Steuer des Cayenne. Foto: AGVS-Medien

Ab auf den Porsche-Offroadparcours
Der bedeutendste Einsatz steht dem Caribbean Cayenne freilich noch bevor. «Im November dürfen wir mit unserem Cayenne nach Leipzig, wo wir im Porsche-Offroadparcours beweisen müssen, dass unser Umbau immer noch fahrbar ist», erklärt Timon Lustenberger. «Mal schauen wie er sich im Gelände schlägt, denn wir haben ihn doch recht stark tiefergelegt.» Vincent Brand deutet auf die speziellen türkisfarbenen Speichenfelgen mit dem Palmensymbol über der Radnabe: «Die dürften im 4×4-Einsatz auch auf die Probe gestellt werden.» Automobildiagnostiker Scheer siehts locker: «Immerhin hat er noch das Luftfahrwerk, von daher sollte er trotz Tieferlegung im Gelände doch eine gute Figur machen.» Egal, wie der Caribbean Cayenne sich dort schlagen wird, klar ist: Alle Lernenden hatten sehr viel Spass am aussergewöhnlichen Projekt und konnten jede Menge wertvolle Erfahrungen für ihre berufliche Zukunft sammeln.

 
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