Vier Verbände, eine gemeinsame Erklärung

4-Ländertreffen Bozen 2023

Vier Verbände, eine gemeinsame Erklärung

24. November 2023, agvs-upsa.ch – Diesmal war das Südtirol an der Reihe. Das 4-Ländertreffen 2023 beinhaltete viele spannende Gespräche, neue Erkenntnisse – und ein starkes Zeichen. Yves Schott

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Das Autogewerbe soll auch künftig der erste Ansprechpartner für individuelle und technologieoffene Mobilität bleiben. Darüber waren sich am 4-Ländertreffen alle einig. Fotos: AGVS-Medien

Die Liebe zum Auto kennt keine Grenzen. Und so trafen sich die vier Automobilverbände aus dem Südtirol, Deutschland, Österreich und der Schweiz Mitte Oktober in Bozen drei Tage lang zu einem intensiven, spannenden, lehrreichen, aber natürlich auch geselligen Austausch.

Der Anlass, der mittlerweile schon fast ein wenig Tradition hat und 2022 in Salzburg über die Bühne ging, wurde von Julia Genetti eröffnet. Sie ist Obfrau des lvh, des Wirtschaftsverbands für Handwerker und Dienstleister in Südtirol. «Das Kfz-Vierländertreffen ermöglicht wertvolle Dialoge und Vergleiche im Kfz-Gewerbe», sagte sie nicht ohne Stolz. Das Zusammenkommen und Diskutieren über Fachthemen stärke nicht zuletzt «die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche». AGVS-Präsident Thomas Hurter ergänzte: «Wir freuen uns auf die ­Horizonterweiterung in den nächsten Tagen.» 

Tiktok und Frauenförderung
Danach wurden die total rund 60 Anwesenden, ihrem jeweiligen Fachgebiet entsprechend, in vier Arbeitsgruppen eingeteilt: Automobilhandel, Berufsbildung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Reparatur und Kundendienst. Im Automobilhandel wurde den sich wandelnden Marktbedingungen sowie den veränderten Kundenpräferenzen besonderes Augenmerk geschenkt, wie die Präsentation am Freitag zeigte. Bei der Berufsbildung lag der Fokus auf der Rekrutierung und Ausbildung von jungen Talenten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Gruppe Öffentlichkeitsarbeit diskutierte über den kommunikativen Miteinbezug neuer Medien, zum Beispiel Tiktok, und Frauenförderung – Reparatur und Kundendienst wiederum widmete sich der Sicherstellung von Qualitätsstandards und der Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden.

Bevor es im Hotel Sheraton in Bozen dann so richtig gemütlich wurde – es gab im Rahmen eines Galadiners leckere Spezialitäten aus der Region inklusive Weinbegleitung –, verabschiedeten die Verantwortlichen des 4-Ländertreffens eine zusammen abgestimmte «Gemeinsame Bozener Erklärung» unter dem Motto: «Nachhaltigkeit geht nur mit uns!» Die wichtigsten Eckpunkte? Das Autogewerbe leistet einen unverzichtbaren Beitrag für individuelle Mobilität. Die jeweiligen Betriebe treiben die Elektromobilität voran und setzen auf CO2-neutrale Treibstoffe. Damit die Betriebe wiederum ihren Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten können, sind stabile Rahmenbedingungen zwingend. 

Kein «Törggelen» mehr, aber … 
Zentral ist zudem ein fairer Zugang zu Fahrzeugdaten, denn, so heisst es weiter «Faire wirtschaftliche Bedingungen sind Grundlage eines ­innovationsgetriebenen Wettbewerbs.» Um dies alles umsetzen, braucht es selbstverständlich motivierte und gleichzeitig «hervorragend qualifizierte Mitarbeitende», namentlich im Ausbildungsbereich. Die «Gemeinsame Bozener Erklärung» wurde an ausgewählte Fachmedien verschickt.

Und so verliessen die Teilnehmenden Bozen mit zahlreichen neuen Eindrücken, Aha-Erlebnissen, Inputs – und nicht zuletzt gut gefüllten Bäuchen. Das kommende 4-Ländertreffen 2024 findet in Deutschland statt. Ein «Törggelen» (typisch Südtiroler Abend mit Speis und Trank), so wie heuer am ersten Abend, wird es dann nicht geben. Reichlich neue Erkenntnisse aber auf jeden Fall. 
 
Gemeinsame Bozener Erklärung: Nachhaltige Mobilität geht nur mit uns! 
Das Autogewerbe leistet einen unverzichtbaren Beitrag für individuelle Mobilität. Diese ist in einem integrierten Mobilitätssystem ein wesentlicher Bestandteil – heute und in Zukunft. Das Autogewerbe soll auch künftig der erste Ansprechpartner für individuelle und technologieoffene Mobilität bleiben.

Mit über 190000 Werkstatt- und Händlerbetrieben in Deutschland, Österreich, Südtirol und in der Schweiz sowie rund 935000 Mitarbeitenden arbeiten wir jeden Tag dafür, dass Personenwagen und Nutzfahrzeuge sicher und sauber unterwegs sind. 

Unsere Betriebe treiben den Hochlauf der Elektromobilität voran. Sie investieren in technische Ausstattung, Qualifikation und Beratungszeit. Ohne unsere Betriebe wird der Hochlauf der Elektromobilität nicht gelingen! 

Gleichzeitig setzen wir auf CO2-neutrale Treibstoffe (z.B. E-Fuels), damit auch Verbrennungsmotoren, insbesondere im Bestand, klimaneutral betrieben werden können. Technologieoffenheit gehört zu den zentralen Elementen jeder erfolgreichen Klimastrategie – gerade im Verkehr! 


Damit die Betriebe ihren Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten können, sind langfristig stabile Rahmenbedingungen zentral. 

Die Ladeinfrastruktur muss in Europa schnellstmöglich ausgebaut werden – sowohl im privaten und öffentlichen Bereich als auch im Nutzfahrzeugsektor. Entscheidend ist hierfür ein europaweit ­anerkanntes Zahlungssystem. 

Für CO2-neutrale Treibstoffe braucht es ein Anreizsystem für den Hochlauf entsprechender Technologien. 


Zentral für den Fortbestand und Erfolg der Betriebe des Autogewerbes ist ein fairer Zugang zu Fahrzeugdaten. 

Händler und Werkstätten können nur dann erfolgreich innovative Dienstleistungen anbieten, wenn sie einen diskriminierungsfreien ­Zugang zu den im Fahrzeug generierten Daten haben. 

Faire wirtschaftliche Bedingungen sind die Grundlage eines innovations-getriebenen Wettbewerbs. Garagistinnen und Garagisten brauchen via eine Offene Telematikplattform (OTP) einen fairen Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen sowie zu Sensordaten aus den Fahrzeugen.

Der Zugang zu Fahrzeugdaten bedarf einheitlicher Rahmenbedingungen durch eine sektorspezifische gesamteuropäische Regulierung.


Fundament des künftigen Erfolgs der Betriebe sind motivierte und hervorragend qualifizierte Mitarbeitende, vor allem im Ausbildungsbereich. Wir setzen uns für eine moderne, hochwertige und attraktive Ausbildung ein. 

Die gesellschaftliche Wahrnehmung und Anerkennung der betrieblichen Ausbildung muss besser werden.

Dazu muss sich die technische und personelle Ausstattung der Berufsschulen auf einem hohen Niveau bewegen und eine gleiche Behandlung der betrieblichen Ausbildung mit akademischen Ausbildungswegen gewährleistet sein.
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